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Themenjahr und Sonderausstellung „Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können“

Thema: Rede

Freitag, 26. April 2024

Bei der Eröffnung des Themenjahres und der Open-Air-Ausstellung „Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können“ der Stiftung Preußische Schlösser und Gärtern Berlin-Brandenburg (SPSG) erklärte Kulturstaatsministerin und Schirmfrau Claudia Roth: „Die Folgen der Klimakrise für die Gärten sind dramatisch, sie sind schmerzhaft. Und sie sind sichtbar.“ Sie dankte für das Engagement der Stiftung und hoffe darauf, „dass wir damit auch ein breites Bewusstsein dafür schaffen können, wie jeder Einzelne und jede Einzelne zum Schutz unserer Natur, unseres Kulturerbes, beitragen kann.“

Claudia Roth bei der Eröffnung des Themenjahrs und der Sonderausstellung „Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können“ im Park Sanssouci.

„Die Parks und Gärten gehören [...] zu dem Kulturerbe, das als erstes und besonders stark von der Klimakrise betroffen ist", sagte Kulturstaatsministerin Roth bei der Eröffnung des Themenjahrs und der Sonderausstellung „Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können“ im Park Sanssouci.

- Es gilt das gesprochene Wort. -

Fürst Pückler hat uns weltbekannte, blühende Landschaften vererbt – auch hier um die Ecke mit dem Park Babelsberg. In seinen „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ hat er uns aber zusätzlich noch gute Ratschläge hinterlassen. Zum Beispiel diesen: „Alles beinah schafft Geld und Macht, aber kein Crösus und kein Alexander vermögen die tausendjährige Eiche in ihrer Majestät wieder herzustellen, wenn sie einmal gefällt ist […]."

Als erstes ist das natürlich ein Aufruf an Gärtnerinnen und Gärtner, die Folgen ihres Tuns zu bedenken. Es ist aber zugleich auch ein Fingerzeig, dass es bei Gartenkunst nicht in erster Linie auf einen dicken Geldbeutel, sondern auf den nötigen Weitblick ankommt, auf nachhaltiges Handeln. Das ist umso bedeutender, weil es heute weniger um mutwillig und willkürlich von Menschenhand gefällte Bäume geht. Es geht um eine existenzielle und umfassende Gefährdung durch die Klimakrise. Wir alle kennen die Bilder der Flutkatastrophen, Dürren und Waldbrände. Menschen verlieren ihre Heimat, Infrastruktur und Kulturerbe werden zerstört und oft geht auch ein Stück Landschaft für immer verloren. Und wir brauchen da gar nicht nur an die Korallenriffe zu denken. Sie sind zwar beeindruckend schön, ihre Zerstörung tragisch. Aber für viele Menschen sind sie weit weg. Doch hier, vor unserer Nase, hinterlässt die Klimakrise für uns alle sichtbare Spuren.

Wie schnell dieses wunderbare grüne Kulturerbe hier durch immer häufigere und längere Dürren in Gefahr geraten kann, habe ich mir vor einem halben Jahr gemeinsam mit Herrn Vogtherr angeschaut. Die Folgen der Klimakrise für die Gärten sind dramatisch, sie sind schmerzhaft. Und sie sind sichtbar. Eine traurige Gewissheit, die mir in Erinnerung geblieben ist. Die gepflanzten Zeitzeugen, die diese Gärten seit vielen Epochen prägen, sie sterben.

Die Parks und Gärten gehören damit zu dem Kulturerbe, das als erstes und besonders stark von der Klimakrise betroffen ist. Sie sind unmittelbar ihrem Einfluss, den sich häufenden Witterungsextremen ausgesetzt. Und die verdorrenden Baumkronen sind nur die Spitze des Eisbergs. Hier passt das Bild: Es ist die sichtbare Seite einer riesigen Gefahr, mit der wir konfrontiert sind. Es wird Zeit, dass wir alle das realisieren und thematisieren. Das Themenjahr und die Sonderausstellung sollen dazu beitragen. Sie sollen die Folgen der Klimakrise zeigen, die täglichen Herausforderungen im Umgang mit ihr, aber auch mögliche Lösungen. Ich hoffe, dass wir damit auch ein breites Bewusstsein dafür schaffen können, wie jeder Einzelne und jede Einzelne zum Schutz unserer Natur, unseres Kulturerbes, beitragen kann.

Als Herr Vogtherr bei unserem Rundgang vor circa einem halben Jahr fragte, ob ich die Schirmfrauschaft für das Themenjahr übernehmen wolle, habe ich deshalb ohne Zögern und mit Freude zugesagt. Dass sich auch die Stiftung Fürst-Pückler-Museum und Park und Schloss Branitz mit ihrer „Branitzer Baumuniversität“ im Themenjahr der SPSG einbringen, macht das Projekt noch viel wirkungsvoller. Und auch Sie, lieber Herr Vogtherr, planen mit den „Freunden der preußischen Schlösser und Gärten“ eigene Baumschulen zu errichten. Dem Absterben der Altbäume soll durch das Nachpflanzen mit widerstandsfähigeren Baumbeständen und klimaresistenten Pflanzen begegnet werden. Ich bin überzeugt: So kann jeder und jede, egal ob in der Politik, im Garten oder im Privaten, daran mitwirken, dass wir unser grünes kulturelles Erbe bewahren.

Das ist auch deshalb wichtig, weil die Gärten und Parks, neben ihrem Wert als kulturelles Erbe, noch viele andere Funktionen übernehmen. Sie sind oft die „grüne Lunge“ unserer Städte. Sie bieten Orte der Erholung und Räume für Biodiversität. Sie tragen zur Attraktivität und Lebensqualität in Städten bei. Und sie sind – wir sehen es, wenn wir uns umschauen – nicht zuletzt auch Ort des sozialen Miteinanders. Kurz: es gibt mehr als genug Gründe, sie zu erhalten und möglichst vielen Menschen die Teilhabe daran zu ermöglichen.

Aus meiner Sicht war es deshalb sehr wichtig, dass es uns gemeinsam mit den Ländern Berlin und Brandenburg und mit der Stadt Potsdam nochmals gelungen ist, den Park Sanssouci für weitere fünf Jahre eintrittsfrei zu halten. Hier muss für die Zukunft eine dauerhafte Lösung gefunden werden. Schließlich müssen die Gärten auch für die kommenden Generationen erhalten und zugänglich bleiben.

Aber nicht nur wir Zuwendungsgeber als Geldgeber können dazu einen Beitrag leisten, das hat Fürst Pückler ja schon vor langer Zeit erkannt. Es ist ein Umdenken bei allen nötig. Ich freue mich deshalb auf das Themenjahr und dessen Veranstaltungen. Gerne möchte ich abschließend noch ein bisschen Werbung machen: Am 3. und 4. Juni wird hier im Park Sanssouci von der Anlaufstelle „Green Culture“ in Kooperation mit der SPSG das Green Culture Festival organisiert. Es soll sich ganz konkret mit der „Klimafolgenanpassung in der Kultur“ beschäftigen. Ich würde mich freuen, wenn ich viele von Ihnen dort wiedersehe!

Bis dahin wünsche ich – gerade angesichts dieser tollen Landschaft hier im Park Green Culture Festival – wunderbare, frühlingshafte Natur-Begegnungen, ganz wie Goethe sie in den Leiden des jungen Werther beschrieb:

„Jeder Baum, jede Hecke ist ein Strauß von Blüten und man möchte zum Maikäfer werden, um im Meer von Wohlgerüchen herumschweben und alle seine Nahrung darin finden zu können.“

Informationen zur Ausstellung:
Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können
Open-Air-Ausstellung im Park Sanssouci
1. April – 31. Oktober 2024
Park Sanssouci
Zur Historischen Mühle
14469 Potsdam
www.spsg.de

Informationen zum Festival:
Green Culture Festival
03. & 04. Juni 2024
Park Sanssouci
Zur Historischen Mühle
14469 Potsdam
Green Culture Festival — greenculture.info

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